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Backen auf dem Weg in die Selbständigkeit
Stiftung Dreipunkt Luzern
Nur selten trifft man auf so viel Gemeinschaft und Engagement wie bei der Stiftung Dreipunkt in Luzern. Das Non-Profit-Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 30 Jahren auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt zu begleiten. Dafür stellt die Stiftung zwei hauseigene Werkstätten bereit: Die USM-Möbelproduktion und eine Bio-Holzofenbäckerei. Durch letztere hatten wir die Gelegenheit, mehr über die Stiftung und ihre Arbeit zu erfahren. Denn: Der alte Holzbackofen sollte ersetzt und die gesamte Bäckerei umgelagert werden. Finanziert wurde das Projekt auch durch eine Crowdfunding-Initiative.
Persönliche und praxisorientierte Unterstützung
In der Bio-Holzofenbäckerei der Stiftung Dreipunkt im Luzerner Tribschenquartier ist Vieles wie in einer gewöhnlichen Bäckerei: Jeweils drei Bäcker arbeiten mit Jugendlichen in einem Team und stellen verschiedenste Backwaren von Hand her. Grosse Rührmaschinen verarbeiten die einzelnen Zutaten zu homogenen Teigen. Überall stehen Stikkenwägen mit frischen Produkten, die auf ihre Weiterverarbeitung oder Auslieferung warten. Neben Brot sowie Klein- und Süssgebäcken stellt die Bäckerei auch Kekse her. Und dennoch: Diese Bäckerei ist einzigartig. Sie ist die einzige Holzofenbäckerei in der Stadt Luzern. Die hergestellten Produkte sind allesamt biozertifiziert und mit der Knospe, dem Gütesiegel der Bio-Suisse ausgezeichnet. Auch grosse Kunden wie Alnatura/Migros gehören zu den Abnehmern. Die Wurzeln der Bio-Holzofenbäckerei gehen bis ins Jahr 1979 zurück. Im Jahr 2013 übernahm die Stiftung Dreipunkt die Räumlichkeiten der Bäckerei. So wurde das Traditionshandwerk weitergeführt - und die Backstube wird seither im Rahmen des Jugendförderungsprogramms der Stiftung genutzt: Durch persönliche und praxisorientierte Unterstützung finden hier acht Jugendliche und junge Erwachsene einen Weg in ein selbständiges, finanziell unabhängiges Leben. Die Mitarbeit der Jugendlichen in der Backstube gibt ihnen eine wirtschaftsnahe Tagesstruktur. Ergänzt wird das Programm durch einen individuellen Ausbildungs- und Sportplan sowie allgemein bildende Workshops. Langfristig sollen die jungen Menschen dadurch wieder Fuss am Arbeitsmarkt fassen.
Marodes Herzstück
Um diese gesellschaftlich und sozial so wichtige Aufgabe weiterhin erfüllen zu können, musste der vier mal vier Meter große Holzbackofen - das Herzstück der Bäckerei - ersetzt werden. Sein Zustand hatte sich in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert. Da auch die Maschinen teilweise schon 70 Jahre alt waren, konnten diese nur von Fachpersonal bedient werden. Die Einbindung der Jugendlichen in den Tagesablauf gestaltete sich schwierig. Geplante Kosten der Ofen-Erneuerung: 80.000 Schweizer Franken - eine horrende Summe für eine sozial orientierte Stiftung. Eine Crowdfunding-Initiative, die die Finanzierung über eine ganze Gruppe an Investoren vorsah, war die Lösung: Firmen, Privatpersonen und Quartiervereine wurden ebenso akquiriert wie Kunden. Auch die Medien wurden über das Projekt informiert. Sich bei noch recht geringer Bekanntheit Gehör zu verschaffen, stellte sich als sehr aufwändig heraus. Und dennoch: Der Ofen konnte aus den vereinten Mitteln letztlich finanziert werden. Ein voller Erfolg für die Stiftung.
Die Holzofenbäckerei findet Ihr neues Zuhause
Durch den maroden Zustand des alten Ofens kam auch die Frage nach zukünftigen Kapazitäten auf: Wäre es möglich, im bestehenden denkmalgeschützten Wohnhaus, in dem die Bäckerei untergebracht ist, noch weitere Programmteilnehmer aufzunehmen? Und gäbe es die Möglichkeit, eine leistungsfähigere energieeffizientere Kühlzelle zu integrieren? Beides konnte in den bestehen Räumlichkeiten nicht gewährleistet werden. Der Umzug in das Hauptgebäude in der Luzerner Tribschenstrasse wurde beschlossen. Die Planung und Umsetzung der neuen Backtube wurde Pitec anvertraut - mitsamt des neuen Holzbackofens und der modernen Kühlanlagen. Die entstandenen Umbaukosten in Höhe von etwa einer Millionen Schweizer Franken wurden grösstenteils über Spendengelder finanziert. Knapp ein Jahr nach der ersten Konzept-Vorstellung, am 14. Januar 2019, konnten die Bauarbeiten beginnen. Auch in den neuen Räumlichkeiten galt es, einige Herausforderungen zu meistern: Es mussten umfassende Vorbereitungsarbeiten vorgenommen werden, um einen reibungslosen Betrieb der neuen Backstube zu gewährleisten. Die Statik musste aufgrund des hohen Gesamtgewichts verstärkt werden. Der Boden musste abgetragen werden, um bei 2,90 Meter Raumhöhe einen optimalen Rauchabzug zu erreichen. Mehr als 3.000 Ziegelsteine und gut 500 Blocksteine wurden für den neu- en Holzbackofen verbaut. Rund 63 Arbeitstage dauerte der Aufbau insgesamt. Etwa vier Wochen nach Beginn der Bauarbeiten wurde der Holzback- ofen erstmals zur Funktionsprüfung eingefeuert. Nach einer 14-tägigen schrittweisen Aufheizungsphase - der Ofen könnte sonst aufgrund des enthaltenen Wassers bersten - wurde die neue Bio-Holzofenbäckerei am 27. Juni 2019 eröffnet.
Auch nach dem Umbau ist der Holzbackofen der wichtigste Bestandteil der Backstube. Eine weitere Bäckerei, die ausschliesslich mit dem Holzbackofen backt, gibt es in der Stadt Luzern nach wie vor nicht. Und spätestens der gemeinnützige Ansatz der Stiftung Dreipunkt macht die Bio-Holzofenbäckerei zu einer ganz besonderen Backstube. Dass wir dieses Projekt mit begleiten durften, freut uns ganz besonders.
Mehr Informationen gibt's unter: www.dreipunkt-lu.ch/