
Unternehmergeist trifft Backhandwerk
Kuhn Back & Gastro AG
Die Unternehmensgeschichte der heutigen Kuhn Back & Gastro AG mit Stammhaus in Brunnadern im Kanton St. Gallen geht bis in das Jahr 1888 zurück. Mit viel Unternehmergeist und ebenso viel Authentizität, ist aus der ehemaligen Landbäckerei ein Filialnetz über die gesamte Ostschweiz entstanden. 2021 fällt die Entscheidung für den Neubau der Produktionsstätte. Ganz unerwartet wird Pitec Teil dieses spannenden Projekts.
Neue Generation, neuer Schwung
Es ist das Jahr 2007, als Richard Kuhn die operative Geschäftsleitung des Betriebs übernimmt. Der Betrieb hatte 25 Mitarbeiter an zwei Standorten. 2010 übernimmt der heutige Unternehmenschef den elterlichen Betrieb vollständig und führt ihn seitdem in der fünften Generation weiter. „Unser Familienbetrieb stammt aus einem kleinen verschlafenen Dorf in Toggenburg“, erklärt Richard Kuhn. „Als ich Geschäftsführer wurde, belieferten wir unser Tal mit Backwaren in Top-Qualität. Für die Zukunft war das aber nicht sehr aussichtsreich: Statt Bevölkerungszuwachs hatten wir einen Bevölkerungsschwund und selbst der Blick in die Nachbarorte brachte uns nicht sehr viel weiter.“
Mit neuem Konzept in die Städte
Was aber sehr wohl interessant war: Die nächst grösseren Städte! Winterthur und St.Gallen sind mit dem Auto vom bisherigen Produktionsstandort in 30 Minuten erreichbar, Zürich ist eine Stunde entfernt. „In der Stadt“, so erklärt der Unternehmer, „werden Filialen standardmässig drei bis vier Mal täglich beliefert. Das konnten wir aber aufgrund unseres etwas abgelegenen Produktionsstandorts nicht so handhaben.“ Die Idee: Die Produktion bleibt am bisherigen Standort, die Filialen werden mit Tiefkühleinheiten und Öfen ausgestattet. Es können jeden Tag Produkte frisch vor Ort gebacken, Sandwiches gefüllt und andere Snacks zubereitet werden. Hinzu kommt ein gutes Kaffee-Angebot. 2008 eröffnet die erste Filiale mit dem neuen Back- und Gastrokonzept in der Shopping Arena in St.Gallen. Bis 2019 eröffnen pro Jahr etwa ein bis zwei weitere Filialen, darunter in Winterthur, Rapperswil und in Zürich. Heute sind es 14 Filialen in der gesamten Ostschweiz.
Vom Kleinbetrieb zum Filialisten
„Die erste Filiale in St.Gallen kam gut an“, erinnert sich Richard Kuhn. „Wir haben sie bewusst recht rustikal gestaltet, viel Holz im Interieur verwendet und unsere lokalen Produzenten mit in unser Marketing eingebunden. Es war uns wichtig, unsere Toggenburger Wurzeln offensichtlich zu zeigen. Das hat den Leuten gefallen. Mit nur einer Filiale waren aber auch die Kosten, beispielsweise für einen bis dato nur halb beladenden LKW, verhältnismässig hoch. Eine zweite Filiale in St. Gallen machte daher wirtschaftlich Sinn. Nach deren Eröffnung im Jahr 2010 orientierten wir uns weiter, in Richtung Rapperswil und Zürich. Jede Filiale machte uns Spass. Die Entwicklung war toll und mit jedem Standort hatten wir neue Learnings. Irgendwann ist die Produktion aber an ihre Grenzen gestossen. Die Anzahl der Filialen passte nicht mehr zu unseren wirklich kleinen Produktionsräumen. Wir mussten neu bauen.“
Gut Ding will Weile haben
Den neuen Produktionsstandort zu finden, stellte sich als nicht ganz einfach heraus. Die Erweiterung des Stammhauses in Brunnadern wurde vonseiten der Gemeinde nicht akzeptiert. Alternativ wurde eine Ausweichfläche, zehn Kilometer vom bisherigen Standort entfernt, gefunden. Für Pitec kam die Anfrage zur Begleitung der Projektrealisierung recht überraschend. Der Planungsauftrag wurde angenommen: Anlagen, Maschinen und Geräte wurden definiert, im Anschluss neutrale Ausschreibungen mit den verschiedenen Partnern vorbereitet. Richard Kuhn und sein Team konnten sich für das Angebot mit dem besten Preis-Leistung-Verhältnis entscheiden. Corona führte erst einmal zu weiteren Verzögerungen, bevor im Jahr 2021 der Bau des Produktionsgebäudes am neuen Standort, in Lütisburg, beginnt. Vom Spatenstich bis zur Inbetriebnahme dauert es ein Jahr. „Alles wurde so vorbereitet, dass an einem Tag alles gezügelt werden konnte, am nächsten Tag konnte die Produktion am neuen Standort starten“, erzählt Richard Kuhn. „Den Umzug hat Pitec koordiniert und mit der eigenen LKW-Logistik umgesetzt. Innerhalb der nächsten zehn Tage haben wir dann nur noch unsere neuen Abläufe ‚geprobt‘. Am bisherigen Produktionsstandort haben wir nun einen Verkaufsladen mit Café. Somit eigentlich genau das, was wir früher hatten. Daneben sind dort auch die Administration sowie das HR, die Finanz- und Marketingabteilung angesiedelt.“
Planung, Ausstattung, Berechnung aus einer Hand
Der neue Standort mit zwei Etagen wurde von Architekt Roger Scherrer (GS Projekte Neckertal) geplant, die Raumeinteilung und die Platzierungen für beispielsweise die Öfen oder die Kälteanlagen übernahm im Anschluss Pitec: Die gesamte Produktion ist ebenerdig im Erdgeschoss untergebracht. Darüber befinden sich Büros, Garderoben und eine Dachterrasse. „Bei der Betriebseinrichtung hat uns Pitec tatkräftig unterstützt“, erzählt der Unternehmer. „Wir haben bei der Planung zusammengearbeitet und am Ende auch wirklich viel gemeinsam umgesetzt. Unsere Produktion ist nun sehr modern, mit lichtdurchfluteten Räumen und mit sehr guten Geräten.“ Die gesamte Wasser- und Rohstoffbereitstellung sowie die PATT-Anlage und die Multiwasher-Wascheinheit wurden von Pitec realisiert. Auch neue Thermoöl-Anlagen von Heuft sind in Betrieb. Mit diesen kann das Team Wärme rückgewinnen und den Energieträger innerhalb von nur 10 Minuten von Gas auf Öl umstellen. Welche Variante des Hybridkessels die richtige für den Betrieb ist, hat Pitec übrigens zunächst vorab errechnet. Für die Teigverarbeitung ist eine Gravi-Line Brotanlage Teigbandlinie installiert. Sie ist die erste in der gesamten Schweiz. Langzeitgeführte Teige werden besonders schonend verarbeitet und gewichtsgenau geteilt. Bei der Kuhn Back & Gastro AG ist sie für alle Teige in Verwendung.
Produktion folgt Bedürfnis
Die Entwicklung des Familienbetriebs ist ein sehr atypisches Beispiel – sowohl für die Schweiz, als auch für die Bäckerbranche. Besonders interessant ist, dass zunächst auf der Verkaufsseite ein Mehrbedarf geschaffen wurde und erst dann die Produktion den neuen Bedürfnissen angepasst wurde. Schon seit Jahren spielen Snacks, wie gefüllte Sandwiches, salzige Fladen, Pizza, Focaccia oder Salate eine bedeutende Rolle. Der einheitliche Aufbau der Filialen schafft einen optischen Wiedererkennungswert und ist ein wichtiger Baustein hin zu einer starken Marke. Die Filialen befinden sich alle in bester Lage, an allen Standorten entstehen in Etagenöfen auf Steinplatten gebacken frische Backwaren in sehr guter Qualität. Hohe Fachkompetenz und ein ausgesprochener Teamgeist haben das Unternehmen zu einem Betrieb mit heute 240 Mitarbeitern geführt.
Mehr Informationen: www.baeckerei-kuhn.ch/